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21.09.2022 // Manuel Oberholzer

Ninja streamt jetzt überall gleichzeitig

Ninja, der Streamer mit den meisten Followern auf Twitch, war bis Ende August exklusiv an Twitch gebunden. Mit einem PR-Stunt kündigte er nun an, dass er ab jetzt auf allen gängigen Plattformen gleichzeitig streamen wird: Instagram, TikTok, YouTube, Twitch, Facebook und Twitter.

Wer bietet den besten Deal?

Um diese News einzuordnen, muss man die Geschichte von Ninja kennen. Der ehemalige Halo-eSportler ist bereits seit 2016 auf Twitch aktiv. 2018 schaffte er mit dem Fortnite-Hype seinen grossen Durchbruch. Legendäre Streams wie der mit dem Rapper Drake katapultierten ihn an die Spitze von Twitch. Rund ein Jahr später kam dann die Schlagzeile: Ninja kehrte Twitch den Rücken zu und unterschrieb einen lukrativen Exklusivdeal (laut Quellen $30 Millionen für mehrere Jahre) bei Microsofts Streaming-Plattform Mixer. Er sollte der Plattform mit seiner riesigen Community zum Erfolg verhelfen. Passiert ist das aber nicht - seine hohen Zuschauer:innen-Zahlen konnte er nicht mit transferieren. Mitte 2020 musste Mixer dann seinen Betrieb einstellen und bald darauf unterschrieb Ninja wieder bei Twitch.

Doch Mixer setzte eine Bewegung in Gang, die seither die Streaming-Landschaft stark prägt: Populäre Streamer und ihre Communities werden nun als Asset betrachtet, durch die die Plattformen ihr Fortbestehen sichern. Sie verpflichten die populärsten Streamer:innen exklusiv, bieten ihnen damit ein sicheres Einkommen (unabhängig von den Zuschauer:innen-Zahlen) und erhalten dafür beliebten Content. Die Plattform mit dem besten Deal erhält den Zuschlag.

Denn seit dem Untergang von Mixer ist Twitch nicht konkurrenzlos geblieben. YouTube ist sicher der dominanteste Mitbewerber. Die Plattform verpflichtete viele grosse Namen wie DrLupo oder CouRage und bietet mit ihrer VOD-Mediathek auch ein super Unterhaltungsangebot für Zuschauende, die keine Livestreams konsumieren. Daneben versucht auch Meta mit Facebook Gaming mitzumischen, deren Signings allerdings im Schatten derer von Twitch und YouTube stehen. TikTok ist sicher der spannendste Konkurrent. Die Plattform ist noch jung, wächst stark und war dieses Jahr zum ersten Mal auch auf der Gamescom präsent.

Für die Content-Creator:innen ist diese Situation nicht einfach. Wollen sie mit den Plattformen sicher Geld verdienen, brauchen sie exklusive Deals. Jedoch erreichen sie dann nur noch das Publikum der jeweiligen Plattform und limitieren so ihre Zielgruppe. Zudem kann sich ein Deal auch negativ auf das Image auswirken: In der westlichen Gaming-Szene ist Facebook recht unbeliebt, weshalb Facebook-Streamer:innen oft vorgeworfen wird, aus reiner Geldgier bei Facebook zu streamen.

Dass nun genau Ninja einen ganz anderen Weg einschlägt, erstaunt mich kaum. Ich gehe davon aus, dass er seinen Entschluss, zu Mixer zu wechseln, bis heute bereut. Seine starken Twitch-Zuschauer:innen-Zahlen, die er vor dem Wechsel zu Mixer hatte, konnte er bis heute nie wieder erreichen. Mit diesem Entschluss, sich an keine der Plattformen exklusiv zu binden, verzichtet er nun auf ein kurz- bis mittelfristig angenehmes Einkommen und maximiert seine Möglichkeiten, wieder viele aktive Zuschauerinnen und Zuschauer zu gewinnen. Klingt in der Theorie nachhaltig und Ninja hat in der Vergangenheit genug verdient, dass er dieses Experiment wagen kann. Ich bin gespannt , ob sein Plan in der Praxis aufgeht und wer ihm folgt.

Kontakt

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Manuel Oberholzer (COO)
E-Mail: manuel.oberholzer@myi.ch
Web: www.myientertainment.com/

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