Die Schweiz steht vor einem goldenen Sportjahrzehnt. So unterschiedlich die einzelnen Veranstaltungen sind, so identisch sind die Herausforderungen. Zu den Grössten zählt die Nachhaltigkeit, sowohl wirtschaftlich, sozial als auch ökologisch. Wie die Schweiz diesbezüglich gerüstet ist und welche Strategien verfolgt werden, wurde beim diesjährigen SPORT.FORUM.SCHWEIZ in Luzern diskutiert.

Grossevents ohne ökologischen Fussabdruck nicht umsetzbar

Natürlich werden Olympische Spiele nicht ganz ohne ökologischen Fussabdruck durchführbar sein, meint Urs Lehmann, Präsident Swiss-Ski. Dennoch kann die Schweiz hier ein Vorbild sein, um den nächsten Schritt in puncto Nachhaltigkeit zu machen.

Aline Trede, Nationalrätin und Unternehmerin sieht genau diesem Punkt skeptisch entgegen. Die Machbarkeitsstudie zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in der Schweiz hat den Nachhaltigkeitsaspekt als solchen nicht ausreichend berücksichtigt. Was ist unsere Antwort, wenn uns schlichtweg der Schnee fehlt, betont Trede.

Nicholas Bornstein, Geschäftsführer von Protect our Winters Schweiz meint hierzu: «Wir haben hier ein Akzeptanzproblem, aber als Organisatoren und als Verbände müssen wir eine Haltung einnehmen und vorzeigen, wie man Ski- und Wintersport in Zukunft nachhaltig ausrichten kann. Wir wollen nicht in die Kritik einsteigen, sondern Lösungen finden».

Durch die Vielzahl an Weltmeisterschaften hat die Schweiz beispielsweise die Sportinfrastruktur (bis auf Eisschnelllauf), um den Anforderungen des IOC gerecht zu werden. So sieht das Konzept der schweizerischen Olympia Bewerbung laut Roger Schnegg, Direktor Swiss Olympic vor, dass Disziplinen, wie Eisschnelllauf, im Ausland stattfinden werden. Somit spare man sich teure infrastrukturelle Neuanschaffungen, die man womöglich später nicht mehr benötigt. Hierdurch schone man sowohl ökonomische als auch ökologische Ressourcen. 

Legacy als langfristiges Ziel

Eine Legacy, also ein Vermächtnis, über die Dauer der Veranstaltungen und weit über verschiedene Gesellschaftsbereiche hinaus zu schaffen, gehört zu den grossen Zielen und gleichzeitig zu den Herausforderungen bei der Organisation der Grossevents. Ohne eine solche langfristige Perspektive zu schaffen, machen Grossevents aus ökonomischer Perspektive kaum Sinn. Im Zuge der EURO 2008 wurde beispielsweise der Verein Swiss Volunteers gegründet, der bis heute mit mehr als 70.000 registrierten Volunteers, die Sport- und Kulturevents schweizweit unterstützt.

Für Doris Keller, Direktorin der EURO 2025 ist das Ziel klar: «Die Entwicklung des Frauenfussballs, also mehr Spielerinnen, mehr Schiedsrichterinnen, mehr Trainerinnen aber auch mehr Funktionärinnen, sollen die Legacy dieser Europameisterschaft sein.»

Für die Olympischen und Paralympischen Spiele sieht es Ruth Wipfli Steinegger, Vizepräsidentin von Swiss Olympic wie folgt: «Wir wollen Spiele schaffen, die ökologisch, ökonomisch und sozial sind. Die Denkweise, dass Inklusion gedacht und integriert wird, muss automatisiert werden. Aus Sicht des Bundes ist es daher wichtig, dass diese Spiele auch die Kraft haben, nachhaltig die gesetzten Ziele zu erreichen.»

Schweizer Bevölkerung muss mitgenommen werden

Laut einer repräsentativen Umfrage im Rahmen der Machbarkeitsstudie gaben 67% an, die Idee für eine Olympiabewerbung zu unterstützen. Dabei betont Ruth Wipfli Steinegger: «Bei solchen Grossevents gegen die eigene Bevölkerung zu laufen macht keinen Sinn. Das ist die Chance, dass wir gemeinsam eine Einmaligkeit bieten können und somit eine neue Ära bei den Spielen einleiten können.»

Gute Winterspiele brauchen eine gute Strategie, so Steinegger. Die Schweizer Bevölkerung ist grundsätzlich sehr kritisch, was gut ist, weil hierdurch alles sehr gut durchdacht sein muss, um zu überzeugen. Ein zentraler Bestandteil der Überzeugungsarbeit wird hier aufgrund der hohen finanziellen Belastung die Legacy der Spiele sein. Was bleibt langfristig für die Schweiz, für den Sport, den Tourismus und die Wirtschaft erhalten? Urs Lehmann betont: «Wir wissen aus Erfahrung, dass Grossanlässe Impulsgeber für Sport und Tourismus sind.» Hier muss von Seiten der Entscheidungsträger verstärkt der offene Dialog gefördert werden, um die Bevölkerung auch mitzunehmen.

Auf die Frage der noch fehlenden Euphorie sind sich die Experten und Expertinnen einig. Euphorie bei Grossevents entsteht immer dann, wenn es so weit ist. Man braucht Jahre zuvor keine Euphorie.


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