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09.01.2024

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Die Startups sind tot, es leben die Startups – und eine neue Denke im Sport!

Philipp Klotz (Transform Sports) greift in seiner Kolumne die Lage von Startups und Innovationen im Sport auf und erklärt, wieso Investitionen in Startups trotz Finanzkrise nötig sind, um die Entwicklung des Sports weiter aufrecht zu erhalten.

Die Kolumnne:

Zahlreiche Startups im Sport kämpfen aktuell mit der Insolvenz oder haben diesen Kampf bereits verloren. The Football Company, Esports Academy oder auch Dickschiffe wie die Signa Sports Gruppe sind nur einige prominente Beispiele. Weitere könnten in den kommenden Wochen und Monaten folgen.

Für die Sportbranche, die bekannterweise ohnehin nicht mit der allergrößten Innovationskultur ausgestattet ist, birgt diese Entwicklung eine große Gefahr. Vereine und Verbände, die bereits mit Startups zusammenarbeiten und ihren Fans neue Produkte angepriesen haben, könnten dann mit leeren Händen dastehen. Und Digital- wie Kommunikationsabteilungen von Sportrechtehaltern befinden sich gegenüber ihren Fans teilweise in Erklärungsnot, wenn das Startup insolvent ist, das ein NFT im Namen des Klubs herausgebracht hat.

Ein noch größeres Drama stellt die Insolvenz für die Startups selbst dar. Die Unternehmerinnen und Unternehmer dahinter haben oft viel Zeit, Engagement und nicht selten auch eigenes Geld in ihre Firmen investiert. Letzteres ist jetzt im Worstcase zu großen Teilen weg. Statt der Hoffnung auf einen Millionen-Exit wartet der Gang zum Insolvenzverwalter.

Hohe Zinsen und weltweite Krisen drücken die Stimmung

Die Gründe für die schwierige Phase von Startups sind vielschichtig und bergen genügend Stoff für einen eigenen Artikel. Die Kurzfassung: Durch weitreichende Zinserhöhungen der europäischen und US-amerikanischen Zentralbank und der Vielzahl weltweiter Krisen sind Geldgeberinnen und Geldgeber deutlich vorsichtiger geworden, ihr Geld in schnell wachsende, aber oftmals noch defizitäre Startups zu investieren. In der Folge werden Anschlussfinanzierungen – vor allem für defizitäre Startups – weitaus schwieriger. Für betroffene Startups ist das nicht selten der Anfang vom Ende.

Es liegt in der Natur von Startups, dass sich nur wenige von ihnen zu großen, erfolgreichen und profitablen Unternehmen entwickeln. Die logische Folge ist ein hohes Ausfallrisiko als fester Bestandteil der noch jungen Startup-Industrie – auch oder gerade im Sport. Soweit die Theorie. Doch was heißt das jetzt für Sportrechtehalter?

Startups als Innovationsmotor

Technologiepartnerschaften von Startups und Sportrechtehaltern sind derzeit noch sehr selten zu finden – abgesehen von einigen wenigen Pilotprojekten von Clubs aus der Fußballbundesliga. Vielerorts wird noch gar nicht erkannt, welche Kraft in solchen Partnerschaften liegen kann, um letztlich das „Produkt“ Sport zum Beispiel attraktiver für junge Zielgruppen zu gestalten. Aktuelles Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit von den Contentproduktions Startup Spontent, die für zahlreiche deutsche Sportarten Liveübertragungen unter anderem auf der Streamingplattform Twitch umsetzen.

Dennoch oder gerade deswegen könnte in der Praxis durch die aktuelle Häufung der Insolvenzen die Wahrnehmung entstehen, dass Kooperationen mit Startups große Gefahren mit sich bringen und daher vermieden werden sollten. Rückwärtsgewandte Funktionäre und innovationsaverse Traditionalisten – von beiden Entscheider-Typen gibt es so einige im Sportbusiness – könnten sich in ihrer besitzstandwahrenden Haltung bestätigt sehen.

Ein „weiter so“ wird nicht funktionieren

Kollaborationen mit Startups haben das Potenzial, einer der wichtigsten Innovationsmotoren für die traditionelle Sportbranche zu werden. Denn, was viele Sportfunktionäre noch nicht erkennen (wollen), der Sport hat aktuell vor allem mit zwei großen Herausforderungen zu kämpfen:

  1. Es fällt Clubs, Ligen und Verbänden gleichermaßen schwer, junge Zielgruppen zu adressieren, zu begeistern und letztlich zu binden.

  2. Sie brauchen dringend neue Geschäftsmodelle, weil die Einnahmen in den Bereichen Medien, Sponsoring, Ticketing und Merchandising zurückgehen oder bestenfalls stagnieren.

Kriselnde Startups-Szene hin, mangelnde Innovationskultur her: Ich sehe in der aktuellen Entwicklung vor allem auch eine große Chance für eine Neujustierung des deutschen Sports. Und diese Chance ist einfach gesprochen so ziemlich das genaue Gegenteil von „weiter so“!

Mehr Digitalisierung, jetzt!

Das bisherige Zusammenarbeiten von Startups und Sportrechtehaltern folgt oftmals einem ähnlichen Muster: Startups sollen nicht nur neue Technologien, innovative Produktideen und neue Businessmodell mitbringen. Sie sollen am besten auch direkt Geld in die Partnerschaft investieren. Ergo: Der Club bekommt Innovationen somit nicht nur zum Nulltarif, sondern erzielt mit Minimum-Garantien auch direkt Einnahmen. Aufmerksamkeit gegen Geld lautete lange Zeit die vermeintliche Erfolgsformel für Startups – und viele von ihnen haben sich auf diesen Handel eingelassen. Die Rechnung zahlte schließlich die Investorin oder der Investor – in der Hoffnung auf mehr Sichtbarkeit und künftiges Wachstum.

Im doch recht eisigen Startup-Winter sind die rosigen Zeiten wie eingangs beschrieben zwar vorbei, doch an der Sachlage ändert sich aus Sicht der Sportrechtehalter rein gar nichts. Im Gegenteil: Um junge Menschen zu erreichen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen, braucht der Sport mehr denn je digitale Impulse und transformative Kräfte von außen. Ansonsten wird es dem Sport so ergehen wie der Musikindustrie, die viel zu lange auf alte Geschäftsmodelle gesetzt hatte und infolgedessen Relevanz, Reichweite und Revenues verlor.

Damit es nicht so kommt braucht die Sportbranche folglich …

… mehr Digitalisierung und nicht weniger!

… echte Partnerschaften zwischen Startups und Sportrechtehaltern auf Augenhöhe!

… einen Mindchange, dass Startups nicht auch noch Geld mitbringen müssen!

Fazit

Vereinen, Ligen und Verbänden sollten Partnerschaften mit Startups etwas wert sein. Sportrechtehalter könnten diese Investitionen wie ein Invest in Forschung und Entwicklung ihres Produkts verstehen. Genauso wie es erfolgreiche Unternehmen ebenfalls fortwährend tun. Sportrechtehalter sollten die Startups dementsprechend ordentlich bezahlen und nicht wie bisher zu großen Teilen mit Barterpartnerschaften abspeisen. Nur so können Startups ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen, das gesunde Unternehmen entstehen lässt, die nicht mehr abhängig sind vom Gelingen der nächsten Finanzierungsrunde. Und das ist dann auch wieder gut für die künftige Entwicklung des Ökosystem Sport.


 

Kontakt

TS Transform Sports
Philipp Klotz (Gründer & Geschäftsführer)
E-Mail: philipp@transform-sports.com
Web: transform-sports.com/

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