Was agile Führung ist und wie es Unternehmen voran bringen kann, wird nächste Woche in unserem Webforum "Agile Führung" besprochen. Wir wollen vorher von ESB Partnern wissen, wie sich die Rolle der Führungskräfte in den letzten 10 Jahren in ihren Augen verändert hat, welche Tipps sie für zukünftige Entscheider geben können und wie sie die Zukunft von Führung sehen.

 

Stellentitel helfen niemandem

Den zeitlichen Aspekt kann ich aufgrund meines Alters nicht stark miteinbeziehen, dennoch sehe ich eine klare Tendenz. Ein Titel wie Teamleiter, Abteilungsleiter oder CEO hilft dir nichts. Du musst dein Team für die Arbeit und für dich gewinnen und vorleben, wohin der Weg gehen soll. Abgesehen davon sind Aktionen oder Reaktionen aufgrund von reinen Prinzipien wirkungslos – langfristig helfen einem die Mitarbeitenden, weil sie das Team mögen und hinter einem Produkt stehen können. Heute wechseln Mitarbeitende schnell den Job, sobald es ihnen nicht mehr gefällt. Es ist essenziell, die Mitarbeitenden da einzusetzen, wo sie am meisten motiviert sind und in einem gesunden Rahmen auch auf individuelle Wünsche einzugehen.

Nur wer fair und höchst authentisch ist, wird langfristig akzeptiert – gute Leistungen sind dann möglich, wenn man sich gegenseitig vertraut. Entscheidend ist, dass man niemanden kopieren will, sondern sich seinen besten Eigenschaften bewusst ist, diese konsequent einbringt und bei Unsicherheiten auch auf Weggefährten hören kann. Jede Führungskraft muss sich bewusst sein, dass sie am härtesten von allen arbeiten sollte – dies im Sinne der Vorbildsfunktion und für die Motivation aller.

Anjo Urner, CEO, EHC Kloten

Rolle des Werbenden

Der Arbeitsmarkt hat sich um 180° gewandelt zu einem Arbeitnehmer:innenmarkt. Um heute ein erfolgreiches Team führen zu können, müssen neue und für erfahrene Führungspersonen manchmal auch unbekannte Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen erfüllt werden. Daher hat sich vor allem die Führung dahingehend gewandelt, dass die Ansprüche der Mitarbeiter:innen, nicht nur in Bezug auf Work-Life Balance und mobilem Arbeiten, sich rasant verändert haben. Durch den Fachkräftemangel und den Wandel zum Arbeitnehmer:innenmarkt sind heutzutage die Arbeitgeber:innen in der Rolle des Werbenden. Den Führungspersönlichkeiten, denen es gelingt, neben Vorgaben und Regeln ausreichend kreative Freiräume und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, werden erfolgreich sein.

Als wichtigsten Tip für gute Führung sehe ich einen entscheidenden Faktor: Perspektive. Perspektive. Perspektive. Um Mitarbeiter langfristig motiviert ans Unternehmen zu binden und sie loyal in die Unternehmensentwicklung mit einbinden zu können, brauchen Sie individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, eigenverantwortliche Projekte und gemeinsam formulierte Karriereschritte. Sobald persönliche Perspektiven erkennbar sind, bleiben aktive Fragen zu beruflichen Alternativen in der Regel aus.

Benjamin Willems, Leitung Sales & Marketing Fachbereich Sport & Management, IST-Studieninstitut

Eigener Stil

Für mich ist die wichtigste Veränderung, im Grundverständnis von Führung in den letzten 10/20 Jahren, der Wechsel vom hierarchischen ‘top down’ Modell, zu einem flexiblen, collaborativen und agilen Ansatz. Zudem glaube ich dass es heute wichtiger denn je ist, einen ‘purpose’-getriebenen Führungsstil mitzubringen, um Mitarbeiter motivieren und inspirieren zu können. Durch die rasanten technologischen Entwicklungen, sehe ich dass sich auch die Führungsrolle entscheidend verändert. Durch die Erwartungen an remote working, sowie Zugang zu immer mehr Tools und Platformen, steigen auch die Anforderungen an Führungskräfte in Sachen ‘digital literacy’ immer weiter. Ebenso braucht es ein höheres Mass an Flexibilität und Adaptierfähigkeit.

Um der Rolle als Führungsperson langfristig gerecht werden zu können, ist mein Tip authentisch zu bleiben. Klar kann man Dinge lernen um sich in eine Führingspersönlichkeit zu entwickeln, aber ‘copy &paste’ eines Führungsstiles funktioniert nicht. Man braucht seinen eigenen Still und muss dem immer treu bleiben um Erfolg zu haben.

Reto Wolf, Marketing Director, Mastercard

Mit Agilität zum Erfolg

Die moderne Unternehmensführung hat sich in den letzten 10 Jahren signifikant gewandelt. Unternehmen erkennen die Bedeutung von emotionaler Intelligenz, Diversität, Inklusion, Digitalisierung sowie einer ausgeprägten sozialen und ökologischen Verantwortung. Dieser Trend erfordert Agilität in der Führung, da die Geschäftswelt durch Technologie, Nachhaltigkeit und Mitarbeiterzentrierung geprägt wird. Hybride Arbeitsmodelle, ein verstärkter Fokus auf psychische Gesundheit und ethisches Handeln sind im Aufwind. Shared Leadership verteilt die Führungsverantwortung auf mehrere Teammitglieder, fördert Kollaboration und nutzt diverse Kompetenzen. Die Entwicklung hin zu einem humaneren, flexibleren und integrativeren Führungsstil reflektiert die veränderten Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeitskräfte.

Die Förderung von Diversität, Inklusion und Mitarbeiterwohlbefinden rückt in den Mittelpunkt. Daher müssen Führungskräfte über eine strategische Vision, Agilität, Authentizität und emotionale Intelligenz verfügen. Dies bedeutet lebenslanges Lernen. Daher bieten wir mit der „SMAB | Die Akademie für Weiterbildung“ hierzu passende Fortbildungen an und bauen Leadership-Module in die MBA und LL.M-Programme der Universität Bayreuth ein.

Prof. Dr. Herbert Woratschek, Geschäftsführer, SMAB | Die Akademie für Weiterbildung

Alle Aspekte der hybriden Welt

Das Grundverständnis von Führung kann man gerade im Sport nicht diskutieren, ohne den großen Disruptor Corona zu betrachten.

Aber der Reihe nach.

Führung muss der Veränderungsgeschwindigkeit der letzten 20 Jahre gerecht werden und agil, flexibel, partizipativ sein, nicht delegierend, autoritär, kontrollierend. Im Sport mit vielen KMU’s, 25 Jahren Wohlfühl-Wachstum, kaum Fachkräftemangel war Führung weder ein Problem noch eine Kunst, man «führte» halt, autodidaktisch.

Und dann kam 2020…

In der neuen Arbeitswelt ist Führung zu einer, oder sogar der erfolgskritischen Ressource geworden. Die Führungskraft muss alle Aspekte der hybriden Welt managen: Büro und Home Office, komplexeste Zusammenarbeit über Technologie, Methoden und Prozesse, Kompetenzentwicklung und Leistungskontrolle, das Leben und Beleben von Kultur und Werten. Und das für und in Unternehmen, die man kaum mehr von innen sieht.

Tipps wie das gelingt?

Zuhören, Lernen, individuell führen und fordern. Echtes New Work mit Selbstbestimmung, Flexibilität und Zeitsouveränität zulassen und «aushalten». Und sich selbst Zeit zum Führen nehmen. Führung ist nichts (mehr), was nebenher funktioniert.

Steffen Busch, Inhaber, Summit Personal.Marketing

Vertrauen und Motivation

Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte haben sich die Anforderungen an Führungskräfte signifikant gewandelt: In einer zunehmend komplexer werdenden Welt ist es entscheidend, Vertrauen zu schenken und Aufgaben gezielt zu delegieren. Gleichzeitig betritt die Generation Z mit ganz anderen Erwartungen den Arbeitsmarkt und bringt frische Perspektiven zu Karriere und Arbeit ein. Mit diesen Vorzeichen geht ein neues Grundverständnis von Führung einher: Weg vom Management hin zu dynamischem Leadership. Heute zählt, das Team nicht nur zu leiten, sondern zu begeistern und zu motivieren. Die moderne Führungskraft weiß, dass es auf Empathie und Authentizität ankommt, um außergewöhnliche Leistungen zu fördern.

Für angehende Leader ist Selbstreflexion der Schlüssel zum Erfolg. Sich selbst herausfordern, Schwächen anerkennen und ein Team aufbauen, das diese ausgleicht, macht eine Führungskraft nicht nur effektiver, sondern auch authentischer und greifbarer. Und: Erfahrungen sammeln, selbst ausprobieren – wie beim Autofahren. Erst, wenn man viele Situationen real erlebt hat, lernt man, damit umzugehen.

Christoph Schmiedinger, Executive Consultant, borisgloger consulting

Soziale und emotionale Kompetenz

In den letzten 10 bis 20 Jahren hat sich das Verständnis von Führung grundlegend gewandelt. Autoritäre Hierarchien weichen einer Teamorientierung. Digitalisierung beeinflusst die Arbeitsweise, und Vielfalt wird als entscheidende Ressource erkannt. Aktuell prägen die Pandemie-bedingte Remote-Arbeit, die Forderung nach nachhaltiger Führung und die Notwendigkeit, Innovation zu fördern, die Führungsdiskussion.

Angehenden Führungskräften empfehle ich Lernbereitschaft, klare Kommunikation, Empathie, Selbstreflexion, Flexibilität und die Fähigkeit, Mitarbeitende und Teams zu stärken. Diese Qualitäten werden vor dem Hintergrund von schnellen Veränderungen, virtuellen Arbeitsumgebungen und dem Streben nach nachhaltigem Wirtschaften immer wichtiger. Eine erfolgreiche Führungskraft muss nicht nur fachliche, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen mitbringen, um Teams und Mitarbeitende in einer dynamischen und vielfältigen Arbeitswelt zu leiten.

Gian Andri Hässig, Studienleiter Sport Management, Fachhochschule Graubünden


 

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