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24.05.2023

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Härting Rechtsanwaltskanzlei führt die 4-Tage-Woche ein

Fabian Reinholz spricht im Interview über die Einführung der 4-Tages-Woche in der Härting Anwaltskanzlei. Des Weiteren zeigt er auf, welche Herausforderungen ein solches Beschäftigungsmodell mit sich bringt, welche Vorteile daraus entstehen und welche Learnings die Anwaltskanzlei aus der 6-monatigen Testphase mitgenommen hat.

Wie seid ihr auf die Idee einer 4-Tage-Woche gekommen?

Das Thema ist ja nicht neu und bei unseren europäischen Nachbarn ist die 4-Tage-Woche vereinzelt schon deutlich etablierter als in Deutschland. Gerade im Kreise der Anwaltskanzleien schienen uns die Bedenken besonders hoch sein, die Arbeitszeit in einer Kanzlei zu reduzieren. Was sollen die Mandanten sagen, wenn Freitags niemand erreichbar ist? Die Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen, haben uns aber nicht überzeugt das Modell von vornherein abzulehnen. Die Aussicht, in weniger Zeit effektiver zu arbeiten, ohne bei der Performance und beim Geschäftsergebnis einzubüßen und dafür der Kanzlei insgesamt eine bessere Work-Life-Balance zu bieten, finden wir verlockend. Und natürlich haben wir uns auch gefragt: wollen wir die hundertste Kanzlei in Deutschland sein, die auf den Zug aufspringt wenn sich die 4-Tage-Woche durchsetzt oder eine der ersten?

Nach durchaus kontroversen Diskussionen im Kreise der PartnerInnen der Kanzlei und einer Umfrage unter den Mitarbeitenden, entschieden wir uns für eine 6-monatige Probephase. Ergebnis offen. In der Praxis heißt das: Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Von Montag bis Donnerstag wird länger gearbeitet als bisher. Der Freitag ist frei.

Welche Vorteile seht ihr für euch als Arbeitgeber darin?

Wir versprechen uns eine verbesserte Work-Life-Balance und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit einem freien Tag unter der Woche kann zum Beispiel jeder stressfreier Termine beim Arzt oder bei den Behörden wahrnehmen, Qualitytime mit den Kindern verbringen oder ein verlängertes Wochenende planen. Gleichzeitig glauben wir, dass damit positive Effekte für Konzentration und Motivation einhergehen und damit im Ergebnis sogar bessere Produktivität. Natürlich erhoffen wir uns auch, von unseren Mitarbeitenden und am Arbeitsmarkt als attraktives und innovatives Unternehmen wahrgenommen zu werden.

Besonders in einer Kanzlei können dabei einige Herausforderungen auftreten: Welche habt ihr für euch identifiziert und wie wollt ihr sie bewältigen?

Natürlich. Die Herausforderungen sind in erster Linie, für die Mandanten erreichbar zu sein, Fristen einhalten zu können, nicht an Schnelligkeit einzubüßen und – nicht zu vernachlässigen – die 4-Tage-Woche dann auch tatsächlich umzusetzen. Uns ist daher klar, dass wir in dringenden Fällen auch für den Freitag Lösungen anbieten müssen. Unser Sekretariat ist daher an den Freitagen wechselnd besetzt (es gibt dafür Ausgleichstage), um die telefonische Erreichbarkeit sicherzustellen sowie den notwendigen Postein- und Ausgang sicherstellen zu können. Wir Anwälte und Anwältinnen können uns auch nicht ganz aus dem Verkehr ziehen und müssen naturgemäß auch an den Freitagen die E-Mailbox checken, falls uns etwas dringendes erreicht. Ganz wesentlich ist es aber Hemmungen abzubauen und Mandanten auf die Veränderungen einzustellen. Schnell stellt man fest, dass ein Termin oder eine Abgabefrist am Montag oder Dienstag statt am Freitag davor auch akzeptiert wird. Ich haben von meinen Mandanten ausschließlich positive Reaktionen bekommen und im «daily business» seit Beginn der Testphase Anfang April keine Störgefühle bemerkt.

Welche Learnings erhofft ihr euch aus dieser 6-monatigen Testphase und wie soll es danach weitergehen?

Wir müssen innerhalb der (durchaus kurzen) Testphase sehr nachhaltig und sehr akribisch Performance, Effektivität und Umsatz nachhalten und mit einer 5-Tage-Woche vergleichen. Gleichzeitig müssen alle bei uns sehr ehrlich Bilanz ziehen, ob sich die gewünschten Effekte zur Work-Life-Balance eingestellt haben und welche dies sind. Es kann ja sein, dass jemand trotzdem gerne Freitags arbeitet, der aber sonst immer die Wochenenden mit Arbeit verbracht hat oder es schätzt, dass am Freitag keine Erreichbarkeit vorausgesetzt wird.

Nach der Testphase wird es eine weitere Umfrage unter allen Partnern und Mitarbeitenden geben. Wir rechnen dabei mit einem eindeutigen "Ja" oder "Nein". Allerdings werden wir die Testphase auch mit den Kolleginnen und Kollegen diskutieren und uns nicht auf ein reines Abstimmunsgergebnis verlassen. Wenn sich abzeichnet, dass es keinen breiten Konsens zur 4-Tage-Woche gibt, kehren wir zur Fünf-Tage-Woche zurück. Wichtig ist es, dass das Modell für alle Berufsgruppen mit unterschiedlichen Lebenssituationen in unserer Kanzlei passt – egal ob Anwälte oder Assistenz, mit oder ohne Kinder oder jung oder alt. Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine Chance.


 

Kontakt

HÄRTING Rechtsanwälte PartGmbB
Fabian Reinholz (Rechtsanwalt)
E-Mail: reinholz@haerting.de
Web: www.haerting.de

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